Editorial des Mitgliedermagazins Januar 2024

KRANICH ODER GAR NICHT

Liebe Leserinnen und Leser,

ich bin nicht schon wieder umgezogen. Dass man mich trotzdem nicht mehr auf Anhieb findet, ist darauf zurückzuführen, dass die Stadt Saarbrücken im vergangenen Jahr die Heinkelstraße in Kranichstraße umbenannt hat und nicht jeder Routenplaner das schon weiß.

Teilweise dauert es wohl Jahre, bis so etwas umgesetzt ist. Meine Post landet nun hin und wieder in einer anderen Straße mit ähnlichem Namen und wird mir dann von dort mit Verzögerung zugeleitet. Dass ich jetzt in einer noch kaum bekannten Straße wohne, wirkt sich auch auf meine Bonität und den Wert hiesiger Grundstücke aus. Aber die Umbenennung entspricht dem Zeitgeist und wer dagegen ist, läuft Gefahr, mit einem zurecht verpönten rechten Gedankengut in Verbindung gebracht zu werden, denn Herr Heinkel hat sich mehr als andere mit den Nazis arrangiert und Zwangsarbeiter beschäftigt. Was ihn von den Namensgebern unserer nach Junkers und Dornier benannten Nachbarstraßen unterscheidet, mag auf Anhieb nicht gleich erkennbar sein, lässt sich aber erklären.

Dazu hat die Stadt viel Geld ausgegeben und ein Gutachten erstellen lassen. Das hätte man sich sparen sollen. Wenn eine Straße lange genug ihren Namen getragen hat und es ein Gutachten braucht, um diesen als nicht mehr zeitgemäß zu erkennen, braucht man sie nicht umbenennen. Straßennamen dienen dem Auffinden ihrer Bewohner. Besonders bei Not-Einsätzen fände ich es gar nicht gut, wenn man mich nicht finden würde oder ich den Namen erst buchstabieren müsste. Da auch Rettungssanitäter zu unseren Mitgliedern und Lesern zählen, erschließt sich nun auch der völlig egoistische Anlass für dieses Editorial.

Weil die Anwohner über den neuen Namen abstimmen durften, wurde unsere Straße nicht mit zwei Bindestrichen nach einer Person benannt, sondern nach dem Vogel des Glücks. Deshalb freue mich mit den Kranichen über den schönen neuen Namen. Da Kraniche auch für Klugheit stehen, sind die ersten von ihnen dieses Jahr schon früher und in viel größerer Zahl aus dem Süden zurückgekehrt. Über unserer Straße lösten sie ihre Dreiecksformation auf und zogen Kreise des Jubels. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass alles gut wird und habe mir sicherheitshalber vorgenommen, derzeit keinen Herzinfarkt zu bekommen.

Herzlichst grüßt Sie aus der Kranichstraße
Ihr Verbandsvorsitzender

Norbert Behle

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