Editorial des Mitgliedermagazins Juni 2021
Bitte nicht!
Liebe Leserinnen und Leser,
seit 1. Januar 2021 verteuert die CO2-Steuer das Heizen und Tanken. Wer mit Öl heizt, merkt es bei jedem Tankvorgang. Wer mit Gas heizt, spürt es durch erhöhte Abschläge oder spätestens bei der nächsten Abrechnung.
Nun meint Frau Bundesumweltministerin Schulze von der SPD, es sei eine gute Idee, die dadurch folgerichtig vom Verbrauch des Mieters abhängigen Heiz-Mehrkosten dem Vermieter zu 50% anzulasten. Die Mieter jubeln, sie würden entlastet.
Falsch. Ministerin und Mieter irren gewaltig. Denn insbesondere irritierte saarländische Klein-Vermieter, die ohnehin schon ihre Mieten knapp kalkuliert haben, müssen nun über Erhöhungen der Kaltmieten nachdenken, um eine solche Mehrbelastung aufzufangen. Da die CO2-Steuer in den nächsten Jahren steigen wird, muss die Mieterhöhung ausreichend kalkuliert werden.
Wer sich also als Mieter über eine Entlastung freut, denkt viel zu kurzsichtig. Kurzsichtig ist auch der Gedanke einzelner Politiker, auf diese Weise Vermieter zu energetischer Sanierung zwingen zu können. Ein Wechsel der Heizenergie weg von Öl und Gas ist längst nicht bei jedem Objekt möglich. Andere Sanierungen rechnen sich schon ohne Einbeziehung einer Mehrbelastung durch die CO2-Abgabe kaum. Zumal gut gemeinte Zuschüsse oft gar nicht beim Eigentümer verbleiben, sondern von der Bauwirtschaft zu Preissteigerungen genutzt werden. Und nach energetischer Sanierung freuen sich die Mieter solcher Wohnungen oft, dass sie mit unverändertem Heizverhalten die Wohnung ein paar Grad wärmer beheizen können – statt zu sparen. Auch deshalb muss eine verbrauchsabhängige Mehrbelastung dort bleiben, wo sie wirklich wirkt: Beim Bewohner, also dem Mieter.
Uns darf nicht auch noch mit der CO2-Mehrbelastung Geld in kaum kalkulierbarer Höhe genommen werden, das für energetische Sanierungen gebraucht würde. Allein der Gedanke wirkt schon demotivierend. Niemals darf der Vermieter Mehrkosten tragen müssen, die ausschließlich vom Verbrauch seines Mieters abhängen. Bitte nicht! Liebe Politiker, denkt dabei auch an den sozialen Frieden zwischen Vermieter und Mieter!
Da die Regierung zum Glück noch Gesprächsbereitschaft zeigt, hoffen wir auf Einsicht und Umdenken, denn die Hoffnung auf warme Winter kann keine Lösung sein.
Herzlichst grüßt Sie Ihr Verbandsvorsitzender
Norbert Behle