Editorial des Mitgliedermagazins November 2025

Teurer Glasfaserkabel-Salat
Liebe Leserinnen und Leser,
beim Thema Glasfaser überschlagen sich derzeit in meinem Viertel in Saarbrücken die Ereignisse. Erst klingelten wiederholt fremde Personen an unserer Haustür und wollten wissen, wem das Haus gehört, ob wir Mieter sind und wo sich die Telekommunikationsanschlüsse befinden. Dann erschien jemand, der sich seriös auswies und mir erklärte, dass ich den Vertrag, den er dabeihatte, bedenkenlos unterschreiben könne, weil mir ja als Anwalt bestimmt das Widerrufsrecht bekannt sei. Und außerdem würden mir keine Sanktionen drohen, wenn ich mich nicht an den Vertrag halte und später einem anderen Anbieter erlaube, mein Haus an das Glasfasernetz anzuschließen. Denn es gibt Wettbewerb unter den Anbietern. Wer zuerst gräbt, bekommt oft den Anschluss, wie mir später ein Mitarbeiter eines Mitbewerbers unverblümt erzählte: „Wenn Sie sehen, dass in Ihrer Straße gegraben wird, fragen Sie dort einfach nach dem Auftraggeber und wir schließen Sie dann kostenfrei an“. Meine vertragliche Bindung an den Mitbewerber sei egal.
Diese seltsamen Methoden sind Auswirkung des unglaublichen Zustands, dass konkurrierende Unternehmen nacheinander die Straßen öffnen und wieder schließen, um Glasfaserkabel zu verlegen. Andere bekommen auf absehbare Zeit gar kein Kabel, aber in unserer Straße liegen demnächst drei davon. Trotzdem darf jedes Haus aber nur einen Anschluss haben – nicht etwa drei. Wenn Sie das verstehen möchten – ich weigere mich und bin entsetzt. Das ist eine unglaubliche Verschwendung von Material und Arbeitskräften.
Strom kann ich mir von saarländischen oder norddeutschen Anbietern kaufen – er kommt immer aus dem gleichen Kabel. Bei Glasfaser ist das aus unmöglich erklärbaren Gründen nicht der Fall. Ein Glasfaseranschluss steigert den Wert jeder Immobilie. Aber die Steigerung verdreifacht sich nicht, wenn ich drei Glasfaserkabel vor meinem Haus habe. Im Gegenteil: Im Ergebnis werden wir alle die (Internet-)Rechnung dafür zahlen müssen, dass man deutschlandweit unsere Straßen und Bürgersteige gleich mehrfach in kurzer Abfolge öffnet und schließt. Außerdem führen solche Glasfasergrabarbeiten auch zu Behinderungen mit Folgeerscheinungen. Und sei es nur, dass durch Baustellen aufgehaltene Passanten schlecht gelaunt und zu spät zur Arbeit kommen. Oder ich mit Berichten darüber die Haus & Grund-Mitglieder aufhalte.
Bleiben Sie uns trotzdem gewogen und empfehlen Sie uns weiter.
Herzlichst grüßt Sie Ihr Verbandsvorsitzender
Norbert Behle

