IMMOBILIE ALS ALTERSVORSORGE
Sicherer Hafen oder trügerische Hoffnung?
Für viele Menschen ist das eigene Haus oder die Eigentumswohnung mehr als nur ein Dach über dem Kopf – die Immobilie verkörpert Sicherheit, Unabhängigkeit und nicht zuletzt eine stabile Altersvorsorge. Der Gedanke, im Ruhestand keine Miete zahlen zu müssen, klingt verlockend: geringere monatliche Belastungen, ein vertrautes Zuhause, ein greifbarer Vermögenswert. Doch nicht jede Immobilie eignet sich automatisch als tragfähiges Fundament für die finanzielle Absicherung im Alter.
Viele Eigentümer gehen davon aus, dass ihnen das Eigenheim im Alter finanzielle Unabhängigkeit verschafft. Dabei übersehen sie oft die laufenden Kosten, den Zustand der Immobilie oder den Sanierungsbedarf. Vor allem bei älteren Objekten kann der Sanierungsstau groß sein – mit hohen Ausgaben für Heizung, Dach, Fenster oder Fassade. Wer dann keine finanziellen Rücklagen gebildet hat, steht schnell vor einem Dilemma: Notwendige Investitionen treffen auf ein begrenztes Rentenbudget. Dazu kommt: Auch wenn die Kreditraten entfallen, bleibt das Haus nicht kostenfrei. Versicherungen, Grundsteuer, Energieverbrauch, Wartung, Reparaturen – all das verursacht laufende Fixkosten, die gerade im Alter bei sinkendem Einkommen zur Herausforderung werden können.
Um diese Belastungen im Ruhestand abzufedern, lohnt es sich, schon frühzeitig einen Überblick über alle laufenden Kosten zu gewinnen – idealerweise in Form eines jährlichen Finanzplans für die Immobilie. Eigentümer sollten regelmäßig prüfen, wo sich Einsparpotenziale ergeben: zum Beispiel durch den Wechsel zu einem günstigeren Energieanbieter, die Optimierung der Gebäudeversicherung oder den Austausch ineffizienter Technik wie alter Heizungspumpen.
Rücklagen bilden – aber rechtzeitig
Damit eine Immobilie tatsächlich zur finanziellen Stütze wird, ist Weitblick gefragt. Es reicht nicht, den Kredit abbezahlt zu haben. Eigentümer sollten sich frühzeitig Gedanken machen, wie sie ihre Immobilie instand halten und modernisieren wollen – und wie sie diese Maßnahmen finanzieren. Als Faustregel gilt: Etwa 1 Prozent des Gebäudewerts pro Jahr sollte als Rücklage eingeplant werden, um auf unerwartete Reparaturen oder notwendige Erneuerungen vorbereitet zu sein. Bei einem Immobilienwert von 400.000 Euro wären das beispielsweise 4.000 Euro im Jahr beziehungsweise 333 Euro im Monat – also kein Pappenstiel. Viele Eigentümer unterschätzen, wie schnell hohe Summen benötigt werden: eine neue Heizungsanlage, eine Dachsanierung, ein Austausch der Fenster oder die Dämmung der Außenwände. Ohne Rücklagen werden solche Maßnahmen zur Herausforderung – oder gar zum echten Problem.
Energetisch sanieren – Kosten senken, Wert erhalten
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Energieeffizienz des Gebäudes. Steigende Energiepreise machen schlecht gedämmte Häuser und veraltete Heizsysteme zu Kostentreibern. Wer rechtzeitig saniert, profitiert langfristig von niedrigeren Nebenkosten – und erhöht zugleich den Marktwert der Immobilie. Förderprogramme, etwa von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützen viele dieser Maßnahmen mit Zuschüssen oder zinsgünstigen Darlehen. Insbesondere im Hinblick auf mögliche künftige Vorgaben zum energetischen Standard von Wohngebäuden ist es sinnvoll, sich frühzeitig zu informieren und entsprechend zu handeln. Eine energetisch sanierte Immobilie ist nicht nur günstiger im Unterhalt, sondern auch attraktiver bei einem späteren Verkauf oder einer Vermietung.
Ist mein Zuhause noch passend fürs Alter?
Nicht jede Wohnform, die in der Erwerbsphase gut funktioniert hat, ist im Ruhestand noch geeignet. Ein mehrstöckiges Einfamilienhaus mit engen Treppen, kleinen Bädern und einem pflegeintensiven Garten kann im Alter zur täglichen Belastung werden. Spätestens dann stellt sich die Frage: Will und kann ich hier noch dauerhaft wohnen? Altersgerechtes Wohnen bedeutet nicht nur Barrierefreiheit, sondern auch Komfort und Sicherheit. Umbauten wie ein Treppenlift, eine bodengleiche Dusche, breitere Türöffnungen oder rutschfeste Bodenbeläge erhöhen die Lebensqualität – und helfen, das Zuhause auch im Alter komfortabel bewohnbar zu halten. Fördermittel können die Umsetzung solcher Maßnahmen erleichtern. Dennoch sollten Eigentümer auch hier frühzeitig planen, um nicht später unter Druck zu geraten.
Alternativen prüfen: Verkleinern, vermieten oder verrenten?
Nicht für alle ist der Verbleib im Zuhause langfristig die beste Lösung. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, über Alternativen nachzudenken – etwa über einen Umzug in eine kleinere, barrierefreie Wohnung, idealerweise in zentraler Lage mit guter Infrastruktur. Die bisherige Immobilie lässt sich dann verkaufen oder vermieten. Beide Optionen bieten den Vorteil zusätzlicher Einnahmen – sei es durch regelmäßige Mietzahlungen oder durch Kapitalerträge, wenn der Verkaufserlös beispielsweise breit gestreut in Aktien und Anleihen investiert wird. Auch die Vermietung eines Teils des Hauses, etwa einer Einliegerwohnung, bringt zusätzliche Einnahmen. Für andere wiederum ist die sogenannte Immobilienverrentung eine interessante Option: Dabei wird das Haus verkauft, während man als ehemaliger Eigentümer weiter darin wohnen darf – mit oder ohne Nießbrauchrecht, teils mit monatlichen Rentenzahlungen. Solche Modelle sind nicht für jeden geeignet, können aber helfen, gebundenes Vermögen im Alter verfügbar zu machen.
Astrid Zehbe